Ein Totentanz zu Basel wurde 1943 vom Schweizer Komponisten Frank Martin als Stück für Orchester, Ballett, Knabenchor, Bariton und Basler Trommeln komponiert. Sein Werk wurde unter freiem Himmel auf dem Basler Münsterplatz realisiert und zählte zu den bemerkenswerten Kunstproduktionen der Schweiz in jenen dunklen Jahren.
Zu seinem fünfzigsten Todesjahr wird Frank Martins Werk vom 24. bis 29. Juni 2024 als einmaliges künstlerisches Freilichtspektakel am selben Ort in einer Neuinszenierung wiederaufgeführt. Danach ist eine Tournee in den Niederlanden geplant.
Frank Martin (Genf 1890 – Naarden 1974)
Frank Martin wurde 1890 in Genf, der Stadt Calvins, als Sohn eines einflussreichen Pfarrers und als jüngstes von zehn Kindern geboren. Er ist neben Arthur Honegger zweifellos der bedeutendste Schweizer Komponist des 20. Jahrhunderts. Als er im Alter von zwölf Jahren Bachs Matthäuspassion hörte, stand seine Berufung fest. Sein einziger Lehrer war der Komponist Joseph Lauber, der ihn in das postromantische Repertoire einführte. Zunächst war er ein Anhänger des Neoklassizismus in der Tradition von Ravel. Aber in den 1930er Jahren entwickelte Martin unter dem Einfluss der Zwölftontechnik einen sehr persönlichen und gewagteren Stil, der sehr chromatisch ist, dessen Hauptlinien aber immer mit der Idee einer erweiterten Tonalität verbunden sind.
Nach seiner Berufung als Lehrer an das Genfer Konservatorium gründete er das Technicum Moderne de Musique, wo er Maria Boeke kennenlernte, die später seine Frau wurde und mit der er zwei Kinder hatte.
Seine führende Rolle in der Schweizer Komponistenszene wurde durch seine Aktivitäten in allen musikalischen Gattungen und das internationale Interesse an seinem Werk seit den 1940er Jahren deutlich. 1946 verliess er die Schweiz und liess sich zunächst in Amsterdam nieder, später zog er nach Naarden, wo er sich in Ruhe dem Komponieren widmete und wo er bis zu seinem Tod 1974 blieb. Die einzige Stelle, die er während seiner Zeit in den Niederlanden annahm, war die eines Kompositionslehrers an der Hochschule für Musik in Köln von 1950 bis 1957. Einer seiner Schüler dort war Karlheinz Stockhausen, der sich jedoch bald wegen der unvereinbaren Vorstellungen über die Zwölftontechnik von ihm distanzierte.
Charakteristisch für Martins Kompositionsstil ist ein extremer Lyrismus, bei dem die oft sehr ausgeprägten und intensiven melodischen Linien von ständig wechselnden Akkorden im Bass getragen werden. Weder tonal noch atonal im strengen Sinne, zeigt seine Musik eine höchst originelle Antwort auf die Frage, die alle wichtigen Komponisten des 20. Jahrhunderts beschäftigte.
Aufgrund seiner calvinistischen Wurzeln und der großen Beliebtheit seiner geistlichen Werke wird Frank Martin oft als protestantischer Komponist par excellence angesehen. Doch das ist nur ein Aspekt seiner Musik. Obwohl er seine religiösen Wurzeln nie verleugnet hat, hat sich Martin immer von jeglichem religiösen oder musikalischen Dogmatismus ferngehalten; er sagte gerne, er sei gläubig, aber nicht an eine bestimmte Religion gebunden.
Frank Martin vertonte häufig deutsche Texte und ließ sich von mittelalterlichen Texten inspirieren. Nicht so sehr aus religiösen Gründen, sondern wegen der Lebendigkeit und Aufrichtigkeit dieser Literatur, die weit vom klassischen Kanon entfernt ist und ihm neue Anregungen gab. Auch sein Sinn für Humor, seine Aufgeschlossenheit gegenüber der Jazzmusik und am Ende seines Lebens gegenüber der Popmusik weisen Martin als einen Komponisten aus, der sich allen großen „Schulen“ der Musik des 20. Er konnte sich den Verpflichtungen der Avantgarde entziehen und so seinen eigenen Weg gehen.
Vom Münsterplatz in die Arena