In welchem Zustand irre ich umher?
Braunschweig aktualisiert Pirandello und hinterfragt die Rolle des Schauspielers im Theater
Nach Vêtir ceux qui sont nus (Die Nackten kleiden), das er 2006 am Théâtre National de Strasbourg als dessen damaliger Direktor zur Aufführung brachte, inszeniert Stéphane Braunschweig erneut ein Werk von Luigi Pirandello. Sein Blick auf dieses bedeutende Stück des modernen Theaters, das auch auf dem diesjährigen Theaterfestival in Avignon zu sehen ist, bekam sehr unterschiedliche Kritiken.
Man warf ihm unter anderem vor, allzu demonstrativ zu sein. 1934 erhielt Pirandello den Literaturnobelpreis „für seine kühne und geistreiche Erneuerung des Dramas und der Bühnenkunst.“ In diesem Stück, entstanden in den 1920er Jahren, als die Künste neue Ausdrucksformen erprobten, hinterfragt er die des Theaters. Als jetziger Direktor des Theaters La Colline will Braunschweig das Stück, das er übrigens zu weiten Teilen umschrieb, in einen aktuellen Kontext stellen. Welchen Stellenwert hat heute die Erzählung? Welche Rolle spielt heute noch der Schauspieler, wo Video-Installationen auf der Bühne immer häufiger werden? Wie auch in seiner Inszenierung der Oper Der ferne Klang von Schreker hinterfragt Braunschweig hier seine Kunst – freilich auf andere Weise… (S.D.)
Foto: Elisabeth Carecchio
Weitere Informationen
Biographie von Stéphane Braunschweig (F)
Theaterkritik erschienen in Le Monde (F)
Stéphane Braunschweig im Gespräch über das Stück, zum Nachhören auf der Website von La Colline (F)
Mehr über den Autor Luigi Pirandello (D)