Françoise Poos (Esch 2022), Catherine Umbdenstock (Epik Hotel), Simone Kranz (Saarländisches Staatstheater), Stephan Schultz (Le Concert Lorrain) und Laurence Nagel (Tanznetz Freiburg) sprechen über Netzwerke für Kulturschaffende und KünstlerInnen. Sind grenzüberschreitende Koproduktionen und Kooperationen – von der darstellenden bis zur bildenden Kunst – möglich?
Fünf Kunst-und Kulturschaffende der grenzüberschreitenden Region Grand Est unterhalten sich in dieser Gesprächsrunde über Finanzierung, Künstlernetzwerke, Herausforderungen im Bezug auf die unterschiedlichen Theatersysteme der einzelnen Länder, Sprachbarrieren und ihren Willen, Kultur über die Grenzen hinaus zu tragen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg? Dieser Frage gehen wir in diesem Austausch nach.
Fokus auf unsere TeilnehmerInnen
Esch2022 – European Capital of Culture
Im Jahr 2022 wird die Stadt Esch-sur-Alzette gemeinsam mit den umliegenden zehn Süd-Gemeinden und den acht französischen Gemeinden der Grenzregion „Communauté de Communes Pays Haut Val d’Alzette“ (CCPHVA) den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt tragen. Doch was bedeutet das?
Mit diesem nationalen sowie grenzüberschreitenden Projekt von und mit der Bevölkerung entstehen eine Vielfalt an Projekten und Events für das Jahr 2022 und darüber hinaus. Die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Institutionen, Künstler und Kreative aus der Region können als Akteure, aber auch als Gastgeber Geschichte(n) neu erzählen und gemeinsam mit Hilfe der Kultur ein Fundament für eine nachhaltige Zukunft legen.
Die Kultur soll als Motor der Entwicklung der Region unter dem Motto „Remix Culture“ dienen. Esch2022 steht für die Vernetzung von Menschen und Institutionen und ihre aktive Teilnahme am Projekt. Die Zusammenarbeit mit den beiden anderen Europäischen Kulturhauptstädten – Kaunas in Litauen und Novi Sad in Serbien – ist dabei ebenso wichtig und es entstehen auch gemeinsame Projekte.
Das vielseitige Gesamtprogramm für die Kulturhauptstadt-Region setzt sich aus kulturellen Veranstaltungen von Profis oder Amateuren, Ausstellungen in Zusammenarbeit mit international bekannten sowie lokalen Museen, Wander- und Fahrradwegen mit künstlerischer Bespielung zusammen; Virtual und Augmented Reality-Angebote sind in der Entwicklung, besondere Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste werden entlang des Minett Trails entstehen – Ein Programm für alle Altersgruppen und die ganze Familie.
Francoise Poos wurde 1964 in Esch-sur-Alzette geboren. Sie ist ist Direktorin des Kultuprogramms Esch2022. «Mit Esch2022 wollen wir die Geschichte unserer Region von der Stahlindustrie bis ins digitale Zeitalter erzählen.»

Das Saarländisches Staatstheater ist ein Mehrspartentheater in der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken mit jährlich rund 30 Premieren und Neuproduktionen, über 700 Veranstaltungen und mehr als 200.000 Besuchern. In den Spielstätten Staatstheater (Großes Haus), Alte Feuerwache, Congresshalle Saarbrücken und sparte4 werden Opern, Schauspiele, Ballettvorführungen sowie Konzerte aufgeführt. Seit 2017 wird das Saarländisches Staatstheater von Intendant Bodo Busse geleitet.

Simone Kranz studierte Theater- Film- und Fernsehwissenschaften, Germanistik, Psychologie und Kunstgeschichte. Sie arbeitete als Dramaturgin u.a. in Dortmund, Düsseldorfer, Köln und Oberhausen, bevor sie 2017 ans Saarländisches Staatstheater kam. Seit 2019 ist Simone Kranz Jurymitglied für Förderanträge der Freien Szene beim Ministerium für Bildung und Kultur (Saarland).

Le Concert Lorrain wurde im Jahr 2000 gegründet und wird heute von der französischen Cembalistin Anne-Catherine Bucher und dem deutschen Cellisten Stephan Schultz geleitet.

Stephan Schultz (geb. 1972 in Erfurt) begann mit sieben Jahren #Cello zu spielen. Er studierte Violoncello an der Fakultät III der Hochschule für Musik und Theater Leipzig und Barockcello bei Jaap ter Linden an der Akademie für Alte Musik in Dresden.
Um die historische Aufführungspraxis im Zusammenhang mit dem Musizieren auf historischen Instrumenten zu fördern, gründete er 1995 gemeinsam mit einigen anderen Musikern das Leipziger Barockorchester (LBO), dem er bis heute angehört.
Seit 2006 ist er Künstlerischer Leiter des französischen Barockensembles Le Concert Lorrain. Mit diesem Ensemble gab er zahlreiche Konzerte im In- und Ausland.

Die „tanznetz freiburg gUG“ ist die Weiterentwicklung des von 2018 bis Juli 2021 laufenden Projekts „Kooperatives Tanzentwicklungskonzept Freiburg“, gefördert von TANZPAKT Stadt-Land-Bund. tanznetz freiburg steht unter der Geschäftsführung von Laurence Nagel und Joke Colmsee.
Ziel ist es, die Professionalisierung von Tanzschaffenden und die Qualität von Produktionen weiter zu steigern und sie über Stadt- und Landesgrenzen hinaus sichtbar zu machen. So wird eine nachhaltige, tragfähige Struktur im freien Tanz in Freiburg geschaffen. Die „tanznetz freiburg gUG“ fördert den freien Tanz nachhaltig und sorgt für eine zielgerichtete Profilierung bzw. erhöhte Sichtbarkeit.

Laurence Nagel ist Kulturmanagerin, Netzwerkerin und freie Beraterin im Bereich der Darstellenden Künste. Seit 2018 koordiniert sie im Rahmen von Tanzpakt Stadt-Land-Bund das tanznetz freiburg, eine regionale Plattform der Freien Tanzschaffenden mit überregionaler Strahlkraft, seit September 2021 als Geschäftsführerin der neu gegründeten tanznetz freiburg gUG.Sie hat viele Jahre in organisatorischer und leitender Funktion in Kultureinrichtungen und Projekten gearbeitet, vor allem in der Soziokultur, für Festivals und Netzwerke der Freien Szene.
Sie ist Expertin in Sachen Fundraising und berät Akteure in allen relevanten Fragen von Produktion, Distribution und strategischer Planung im kreativen Kontext. Außerdem wirkt sie bei der Vergabe der Landesförderung in der Jury des LAFT Baden-Württemberg mit.

Das deutsch-französische Theaterensemble EPIK Hotel
Deutsch-französisches Theaterensemble, das seit 2012 in Straßburg ansässig ist und von der elsässischen Regisseurin Catherine Umbdenstock geleitet wird.
Thematik: Unter dem Dach desselben Hotels, irgendwo an der Grenze, stellen die Mitglieder des Ensembles die Zeit in Frage, indem sie an Texten von heute (Zumstein, PeterLicht) oder des Repertoires (Schiller, Fassbinder, Molière) arbeiten
Anthropométrik: Die Frage der Identität und das Nachdenken über den Aufbau des heutigen Europas stehen im Mittelpunkt. Ihre Kreationen sind große szenische Fresken mit filmischen Tendenzen, inspiriert von Brecht und seinem epischen Theater.

Catherine Umbdenstock ist eine elsässische Regisseurin, die das deutsch-französische Theaterensemble Epik Hotel leitet. Catherine Umbdenstock & Epik Hotel sind assoziierte Künstler der Comédie de Colmar.

Moderation : Murielle Rousseau
Geboren 1966 und aufgewachsen in Paris. Studium der Lettres modernes spécialisées (Literatur- & Medienarbeit), Germanistik, Linguistik und Romanistik in Paris (Sorbonne) und Freiburg. Berufliche Stationen in den Bereichen Lektorat, PR und Lizenzen beim Hoffmann und Campe Verlag, Rowohlt Verlag, Verlagsgruppe Oetinger, Argument Verlag und zuletzt Kellner Verlag. 1995 Gründung der PR-Agentur BUCH CONTACT in Hamburg. Lehraufträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Mannheim zum Thema „Kultur- & Verlags-PR“, sowie als Professeur im Masterstudiengang Édition an der Université de Strasbourg. Autorin seit 2007 mehrerer Bücher im Bereich Lifestyle & Food beim Gerstenberg Verlag, Verlagshaus Verlagshaus Jacoby & Stuart, Christian Verlag, TOPP & BusseSeewald vom frechverlag und Suhrkamp/Insel Verlag.

Wir danken unseren TeilnehmerInnen für dieses interessante Gespräch! 👏
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Tribühne – eine kulturelle & grenzüberschreitende Immersion Ein Projekt von Szenik.eu und OPUS Kulturmagazin. Mit Unterstüztzung des deutsch-französischen Bürgerfonds.