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Schauspielhaus Zürich: Nicolas Stemann veröffentlicht Musik-Album zu Corona-Passionsspiele

Aus dem Lockdown heraus komponierte und textete Co-Intendant Nicolas Stemann letzten Frühling die Corona-Passionsspiele. Das dazu entstandene Album wird nun veröffentlicht und ist über alle Streaming-Anbieter verfügbar.

Pressemitteilung

Aus einigen Wochen Lockdown wurde ein Jahr Pandemie – und aus Nicolas Stemanns Lockdown-Tagebuch ein Corona-Passionsspiel mit Songs, die diese Zeit stets weiter dokumentieren, verarbeiten und kommentieren. Nun folgt das Musikalbum dazu, mit Live- Versionen aus den vergangenen Aufführungen. 

Entstanden ist ein zarter, wütender, kritischer, rockiger und humoristischer Dialog mit dem Virus, welches unser Leben nachhaltig umkrempelt. Ein Theateralbum als Zeitzeuge. Nazi Hippies etwa behandelt im Reggaebeat die Corona-Demonstrationen und den Zusammenschluss von Verschwörungstheoretiker*innen, Esoteriker*innen und Rechtsextremen. Plexiglas als Opener formt die durchsichtige Scheibe, mit der wir zu leben lernten zu einem Neue Deutsche Welle Ohrwurm. Die Zahlen wiederum stellt eine der häufigsten Fragen der letzten Monate (“Wie sind denn die Zahlen heute?”) um dann zu konstatieren: “Keiner kennt sich aus, aber alle haben eine Meinung”. Und während die Nouvelle Vague als charmantes französisches Chanson über einen hin- wegfegt, besingt Co-Intendant Stemann in Ich kann nicht mehr die Erschöpfung und Perspektivlosigkeit: “Ich kann nicht mehr, das ist zu viel; da ist kein Horizont.”

“Erschreckend, wie die Themen und Texte der Songs immer aktueller werden”, sagt Nicolas Stemann. “Fluggesellschaften, die sich bereichern; überfüllte Gondeln und geschlossene Theater; zunehmende Verhärtung und Polarisierung – der ganze Wahnsinn des letzten Jahres. Im letzten Sommer dachten viele, es sei nun vorbei. Nun stehen wir hier, im Frühling des neuen Jahres, die Corona-Passionsspiele laufen immer noch, die Theater sind nach wie vor geschlossen.”

Als Reaktion auf das geschlossene Theater bespielt das Projekt verschiedenste Medien: Im Lockdown im Frühling 2020 entstanden zuerst Songs im Home Studio, dann Video-Clips (zusammen mit Emma Lou Herrmann und Darsteller*innen des Ensembles), die schliesslich auf der Bühne umgesetzt wurden, zusätzlich verarbeitet in einem Buch (Corona Passion, Alexander Verlag, Berlin 2020) und nun als Musikalbum – mit Aufnahmen roh, ungefiltert und direkt aus dem Schiffbau. “Dies ist kein auf Hochglanz poliertes Album, sondern ein Live-Theaterstück in musikalischer Fassung. Das Theater wird zum Konzert.”

Die Corona-Passionsspiele sind Nicolas Stemanns Versuch, die Pandemie in einer künstlerischen Sphäre zu verhandeln. “Es gibt den Aspekt des Leidens, der Passion – aber auch den des Spiels: Musik, Humor, Ironie – weil diese Komponenten im jetzigen Lärm der Polarisierung viel zu kurz kommen”. 

Die Musik hat dabei mimetische Gestalt, schlüpft entsprechend der Themen in die Rollen immer wieder neuer Genres, die von der Band um Stemann und Jojo Büld jeweils mit pointierter Liebe zum Detail nachemp- funden werden: ein wilder Ritt durch die Stile, von Country über Punk und Soul mit der beeindruckenden Stimme von Titilayo Adebayo und dem Saxophon der Zürcher Jazz-Koryphäe Renzo Spotti); von Heavy Metal, Deutsch-Pop bis hin zu Klassik: die Mezzosopranistin Olivia Vermeulen setzt mit Der Wegweiser aus Schuberts Winterreise ein düster-poetisches Finale. Dass ebenfalls Stemanns Tochter Luisa zu hören ist, zeugt von der Entstehungszeit des Projekts während des Home Schoolings. Mit Der alte Mann singt sie von den Grosseltern, die man nicht besuchen darf.

Das Album ist ab Donnerstag 8. April online verfügbar über alle gängigen Streaming- Anbieter*innen. Zudem wird noch eine limitierte Anzahl gepresster CDs produziert. Und auch live soll’s weitergehen: weitere Vorstellungen von Corona-Passionsspiele sind geplant – in und ausserhalb des Theaters.

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