Interview mit Kateryna Sokolova zu Rusalka, die mit der Oper von Dvořák im Theater Freiburg das tschechische Opernrepertoire erkundet.
In Freiburg haben Sie bereits Das Schlaue Füchslein von Leoš Janáčeks inszeniert: Wie ist Ihre Beziehung zur tschechischen Oper im Allgemeinen?
Beide Opern waren Vorschläge seitens des Theater Freiburg und ich bin froh, mich mit beiden Werken auseinandergesetzt zu haben. Obwohl beides tschechische und märchenhafte Stoffe sind, sind sie musikalisch völlig unterschiedlich und erfordern eine andere Herangehensweise. Beides waren schöne Herausforderungen.
Welche Beziehung haben Sie zu Rusalka? Warum diese Wahl?
Die Oper wurde mir wie gesagt vom Theater vorgeschlagen und es hat einige Zeit gedauert, bis ich in die musikalische Welt von Dvořák hineingefunden habe. Aber dann hat mich die psychologische Vielschichtigkeit der Partitur in das Stück hineingezogen und ich bin froh, dass ich das Werk Takt für Takt erkunden durfte.
Ist diese Oper rein tschechisch oder universell?
Durch die Universalität der Musik ist es mit Sicherheit universelles Musiktheater. Musik ist eine weltumfassende Sprache, die keine genaue Sprachkenntnis, sondern ein offenes Herz erfordert.
Wie kann dieses Stück von Dvořák das Publikum des 21. Jahrhunderts im Herzen berühren?
Gute Musik ist zeitlos. Dvořák Musik geht direkt ins Herz und erzählt die Geschichte von Trauer, Einsamkeit, Nicht-Verstanden-Werden, einer missglückten Liebe. Sinn kommt durch die Sinnlichkeit der Musik – es geht nicht darum, wann die Musik geschrieben wurde, sondern um ihre Qualität.
Welche Möglichkeiten der Inszenierung haben Sie gewählt?
Die Möglichkeiten der Inszenierung sind endlos. In unserer Produktion kreieren wir ein viktorianisches Geisterhaus, in dem die psychologischen Probleme der Figuren sich zum Teil als Geistererscheinungen manifestieren. Eine Welt vor der Freudschen Psychoanalyse – in der wir Sterblichen die Geister brauchen, um mit unserer Realität zurecht zu kommen.
Darüber hinaus haben wir uns auf die psychologische Welt des Prinzen fokussiert – eines Mannes, der mit seiner Schuld, seinem Verlangen kämpfen muss.

© Laura Nickel
Wie charakterisieren Sie die Figuren (Rusalka, Der Prinz…) und insbesondere den Vodnik, eine Vaterfigur, und Jezibaba?
Die Figuren sind Teil einer Meditation über Trauer, missbrauchtes Vertrauen, Manipulation. Wir spielen im Raum eines gothic novel nach dem Vorbild von Frankenstein und den Romanen von Virginia Woolf: Zeit ist nicht linear: Rusalka und die Fremde Fürstin sind weibliche Sinnbilder, nach denen sich der Prinz sehnt und von denen er beherrscht wird. Dre Vodnik ist ein Lord Byron-esker Conférencier, der manipulierend durch den Abend führt.
Die Natur ist ein zentrales Element in Rusalka: Wie werden Sie diese Welt auf die Bühne bringen?
Die Natur ist in der Andersartigkeit der Rusalka zu verorten.
Rusalka
Vorstellungen: 17.03., 08.04., 27.04., 30.04., 19.05., 25.05., 03.06., 11.06.
In tschechischer Sprache mit deutschen und französischen Übertiteln
Theater Freiburg