André de Ridder, Marco Štorman sprengen die Fausttragödie und verlegen sie nach draußen
„Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehen“ – mit dieser meisterhaften Punchline weiblichen Empowerments hätte Gretchen eigentlich das Zeug gehabt, den Avancen Fausts ein für alle Mal zu entgehen…
… Und wäre es nicht mit dem Teufel zugegangen, die Geschichte der beiden hätte wohl auch bald nach ihrem ersten Aufeinandertreffen ein Ende gefunden.
In seinen Szenen aus Goethes „Faust“ hat Robert Schumann diesen Satz – leider – nicht vertont. Bei ihm ist Gretchen vor allem Stichwortgeberin für Fausts Verklärung, bei der sie, nachdem sie sich in eine namenlose Büßerin – „Una poenitentium (sonst Gretchen genannt)“ – verwandelt hat, Fausts „Unsterbliches“ dem Ewig-Weiblichen entgegenträgt. Neben dieser Erlösungsgewissheit war es vor allem die „2 Seelen, 1 Brust“-Zerrissenheit von Goethes Faust-Figur, die Robert Schumann interessiert hat. Seine Faust-Szenen sind weder Oper noch Oratorium, sondern eben „Szenen“ aus Goethes Faust, die relativ unverbunden nebeneinander stehen.
Diese offene Form lenkt den Blick auf das Dazwischen, auf das Nichtgesagte (s. o.) und Nichtgezeigte, sie ermöglicht andere Konstellationen und Perspektiven. Sie ermöglicht auch, dem doppelt gerahmten Blick – Goethe und Schumann – auf die Verklärung desjenigen, der „immer strebend sich bemüht“, andere Positionen entgegenzusetzen.
„Offen“ ist auch der formale Ansatz, mit dem sich das Team um Regisseur Marco Štorman und den Dirigenten André de Ridder mit Schumanns Komposition beschäftigt. Außerhalb des Opernhauses werden sie diesen Grenzen sprengenden Stoff in einen Faust oder Gretchen- oder vielleicht auch Mephisto-Möglichkeitsraum verwandeln.
Praktische Informationen
- Ort und genaue Uhrzeiten werden noch bekannt gegeben
- Ab Klasse 8
- Weitere Informationen: www.staatsoper-stuttgart.de
Foto: M. Baus