„Die Bettwurst“, in einer Inszenierung von Paul Splitter, im Saarländischen Staatstheater
Eine banale Liebesgeschichte. Man trifft sich, verfällt einander und teilt fortan ein Leben mit allem, was in der Bundesrepublik zur Gutbürgerlichkeit dazu gehört: Da ist der Schrebergarten, da sind die Fotoalben, die Teppiche müssen gesaugt werden, man feiert gemeinsame Weihnachten und geht ins Tanzlokal. Auf die letzten Meter hat’s noch ’ne Entführung.
So lässt sich der Inhalt von Rosa von Praunheims Kultfilmgroteske »Die Bettwurst« aus dem Jahr 1971 wohl kurz und treffend zusammenfassen. Die Darreichungsform ist dabei schrill und kompromisslos (und durch die Laienhaftigkeit beider Hauptdarsteller – Rosas Tante Luzi Kryn und Dietmar Kracht, den Praunheim in der Westberliner Stricherszene »entdeckt« – mitunter auch schwer zu ertragen).
Es ist vor allem diese scheinbar dilettantische Machart, die Praunheims erste Filme kennzeichnen und die deswegen sicherlich auch in der Tradition der als »campy« erlebten Kunst zu betrachten sind. Wobei nicht alles, das vermeintlich lächerlich oder misslungen wirkt, das Prädikat »camp« auch wirklich verdient – nach Susan Sontag müssen theatralische Aspekte sichtbar werden, verspielt muss es sein, und leidenschaftlich. Und »unwahrscheinlich« leidenschaftlich, das ist »Die Bettwurst« unbedingt!
Praktische Informationen
- Musik von Heiner Bomhard
- Weitere Informationen: www.staatstheater.saarland
Foto: Kaufhold