Der Verein Belluard Bollwerk International, der am 16. September 2024 zu einer ausserordentlichen Generalversammlung zusammenkam, hat Elisa Liepsch die Leitung des Festivals Belluard Bollwerk für die Ausgaben 2025-2027 übertragen.
Nachdem die Mitgliederversammlung des Vereins Belluard Bollwerk International die vom Vorstand vorgeschlagene Kandidatin getroffen und ihr künstlerisches Projekt für das Festival angenommen hat, wurde Elisa Liepsch für die Leitung der Veranstaltung ausgewählt. Der Vorstand war von ihrem Projekt für die nächsten drei Ausgaben überzeugt, einerseits von der Qualität und der Tiefe der Überlegungen, andererseits von der internationalen Vision und den umfassenden Netzwerken. Sie wird nicht nur neue Fragestellungen entwickeln, sondern sich auch dem Publikum, dem lokalen Kontext und der Organisation des Festivals widmen.
Elisa Liepsch bringt fünfzehn Jahre Erfahrung als Dramaturgin und Kuratorin für darstellende Künste in Deutschland und Belgien nach Freiburg mit. Nach ihrer Ernennung erläutert sie ihre Vision für das Festival:
«Das Belluard Bollwerk hat eine lange Geschichte mutiger Kunstformen und radikaler Ästhetik. In diesem Sinne möchte ich das Festival als einen Ort der künstlerischen Forschung, des gemeinsamen Lernens und der Transformation weiterentwickeln. Durch das Prisma der Erde möchte ich mich mit Freiburg und seinen Geschichten und Verstrickungen in Bezug auf die Welt auseinandersetzen.
In Zeiten extremer Gewalt, Verzweiflung und zitternder Düsternis müssen wir gemeinsam mit Künstler*innen und Publikum darauf bestehen, dass wir uns das Festival als temporäre Gemeinschaft vorstellen können, die von Generosität, Lachen, Liebe und Hoffnung lebt. In einer Welt der Polarisierung und Simplifizierung möchte ich einen Ort der Nuancen schaffen, in dem Konfrontation, Differenz und Komplexität umarmt werden können. Wie kann das Belluard Bollwerk ein gemeinsamer Raum der Begegnung und der gegenseitigen Neugier werden, der eine andere Form des ‹Wir› vorschlägt?»
Elisa Liepsch wird ihr Amt im Oktober 2024 antreten. Sie tritt die Nachfolge von Laurence Wagner an, die fünf Ausgaben des Belluard Bollwerk programmiert hat.
Biographie
Elisa Liepsch ist Dramaturgin und Kuratorin für darstellende Künste. Seit 2019 arbeitet sie an der Beursschouwburg in Brüssel, Belgien, wo sie Programme zu den Themen Gewalt, Storytelling und Imagination, Politiken von Zeit und Raum sowie Widerstand initiierte. Als Leiterin der Darstellenden Künste (co-)kuratierte sie künstlerische Konferenzen wie Telling Tales. Towards Antifascist Futures (2024), Architectures of Violence. 3 Days on Borders, Fences and Hijacking Public Space (2023), In Harm’s Way. A Conversation about Sexual Violence, Self-defense and Artistic Strategies (2023), How To Relate (2023), und das Tashweesh Festival (2022).
Von 2014 bis 2019 arbeitete sie als Dramaturgin und Kuratorin am Künstler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt am Main, Deutschland. Hier (co-)kuratierte sie Projekte wie Afropean Mimicry & Mockery in Theatre, Performance & Visual Arts (2014-2016), Projeto Brasil (2016), Displacements. Andere Erzählungen von Flucht, Migration und Stadt (2018), und im*possible bodies (2018-2019). 2018 entwickelte sie ein Residenzprogramm mit Künstler*innen aus Mosambik, Südafrika und Nigeria beim Festival Theaterformen in Braunschweig, Deutschland. Von 2010-2013 arbeitete sie als Dramaturgin und Leiterin des e-werks am Deutschen Nationaltheater Weimar (2010-2013), wo sie das e-werk Festival gründete. In den Jahren 2009-2010 arbeitete sie mit Frie Leysen für Theater der Welt im Ruhrgebiet in Deutschland.
Elisa Liepsch ist Mitherausgeberin der Publikationen Allianzen. Kritische Praxis an weißen Institutionen (transcript, 2018) sowie Die Evakuierung des Theaters. Akira Takayamas Rettungsplan für die Rhein-Main-Region (Alexander Verlag, 2015). Sie studierte in Bochum, Deutschland und Madrid, Spanien, und hat einen M.A. in Theaterwissenschaft, Anglistik und Filmwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Vor ihrem Studium lebte sie in London.