„OPERNHAUS DES JAHRES“ ist 2019 die OPÉRA NATIONAL DU RHIN. Das ergab die Umfrage der Zeitschrift Opernwelt unter 50 unabhängigen Musikkritikern in Europa und den USA.
Gewürdigt wird ein Haus mit Spielstätten in Straßburg, Colmar und Mulhouse, das sich als „Opéra d’Europe“ versteht und durch Entdeckerfreude, originelle Programme, vorbildliche Repertoirepflege sowie kreativen Esprit Aufsehen erregt. Ein Profil, das maßgeblich dem Ideenreichtum, Teamgeist und Weltbürgertum der am 30. Mai verstorbenen Intendantin Eva Kleinitz zu verdanken ist. Die Wahl der Opéra national du Rhin zum Opernhaus des Jahres ist auch eine Hommage an sie.

Auszug aus der Rede von Albrecht Thiemann, Redakteur der Zeitschrift OPERNWELT
„Die Opéra national du Rhin ist das Opernhaus des Jahres.
Warum? Weil hier ein besonderer Geist weht, in einer Compagnie, die sich als Opéra d’Europe versteht. In einer Compagnie, die in den drei Städten, wo sie spielt, fest verankert ist und zugleich Brücken baut, nicht nur über den Rhein, nach Deutschland, sondern nach Europa und in die Welt. Und sie tut das mit einem Programm, das den Dialog zwischen verschiedenen Zeiten und Kulturen sucht und fördert.
Dafür steht nicht nur das von der Ende Mai verstorbenen Intendantin Eva Kleinitz gegründete Arsmondo Festival, das der Musik, dem Theater, der Literatur von Ländern gewidmet ist, über die wir Europäer meist wenig oder gar nichts wissen – Japan zum Beispiel, Argentinien oder – im Frühjahr 2020 – Indien. Dafür spricht der Entdeckermut, die Neugier, die Abenteuerlust, immer wieder einen originellen Spielplan zusammenstellen. Wer sonst hat sich getraut, eine Groteske wie Barkouf von dem aus Köln nach Paris emigrierten Jacques Offenbach oder die Operntragödie eines südamerikanischen Komponisten aus dem 20. Jahrhundert wiederzubeleben, Alberto Ginasteras Beatrice Cenci?
Wo begegnet man so vielen jungen Talenten aus aller Welt, von denen wir noch viel hören und sehen werden? Wo einem Team-Spirit, der das Unmögliche möglich macht?
Dass die Opéra national du Rhin zum Opernhaus des Jahres gewählt wurde, ist kein Zufall, sondern der verdiente Lohn für eine Qualitätsarbeit, die sich aus der kreativen Energie von Menschen speist, die vom Theater und von Musik besessen sind und die ein gemeinsames Ziel verfolgen: das Beste zu erreichen, in aller Vielfalt, mit Herz und Verstand. Für uns alle. Damit wir das Miteinander-Sprechen, das Miteinander-Leben nicht verlernen in Zeiten, in denen die Sprache der Abschottung und Abgrenzung immer weiter um sich greift. Ich glaube, dass auch Eva Kleinitz hoffte, dass Musiktheater Brücken bauen, ja Berge versetzen kann, wenn es uns berührt, den Wirren der Zeit nicht ausweicht. Wenn es nicht Museum, sondern lebendiges Labor ist, in dem es um alles geht, was die menschliche Existenz ausmacht. Dass die Opéra national du Rhin zum ersten Mal Opernhaus des Jahres ist, hat viel mit ihrem Engagement zu tun. Sie hätte sich gefreut, aber keinen Moment auf dieser Freude ausgeruht.
So ist dieses wunderbare Ereignis gewiss auch eine Hommage an den künstlerischen und menschlichen Esprit von Eva Kleinitz. Vor allem aber an alle, die Tag für Tag dafür sorgen, dass der Geist dieser Opéra d’Europe wirken kann.“
Herzlichen Glückwunsch!
Foto: Nis & For