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Das Salonfestival in Karlsruhe – szenik plaudert mit der Festivalleiterin Yoreme Waltz

 

Das Salonfestival in Karlsruhe startet in eine neue Ausgabe. Mit vielen, jungen Künstlern möchten die Organisatoren Kunst und Kultur in die eigenen vier Wände bringen. In kleinen Zuschauergruppen, an unbekannten Orten oder im eigenen Wohnzimmer ist es möglich, mit Musikern, Schriftstellern, Tänzern ins Gespräch zu kommen, sowie seine Nachbarn näher kennenzulernen. 

szenik sprach mit der Festival-und Programmleiterin für Musik und Tanz, Yoreme Waltz, über diese Initiative, ihren Zweck und in Erinnerung gebliebene Momente. Es zeigt uns, wie darstellende Kunst und Musik völlig unbekannte Menschen zusammenführen kann und wie wichtig solche Projekte für unsere Gesellschaft sind. Lernen Sie nun, mit Freude, ein interessantes Festival kennen, und vielleicht haben Sie daraufhin Lust, ebenfalls Ihre Türen zu öffnen. 

 

Was ist das Konzept des Salonfestivals?

Eine andere Form der Begegnung schaffen – für Kunst und Kultur und gesellschaftliches Zusammenleben. Fern von den Massen, aktiv in kleinen Räumen, in Lebens- und in Arbeitsräumen. Dabei mitgestaltend – hinter den Salons stehen private Gastgeber, Menschen, die Türen öffnen.

 

Wie viele Personen arbeiten an der Organisation des Festivals?

Bundesweit sind wir ein 24köpfiges Team. Unser Redaktionsbüro ist in Köln, aber in den Städten arbeiten wir eigenständig, auch entsprechend dem Rhythmus der Städte.  Das Programm wird von einem Programmleitungsteam übergeordnet kuratiert. Ich mache z.B. zusätzlich zu meiner Festivalleitung in Karlsruhe die Programmleitung Musik und Tanz.

 

Wie finanziert sich ein solches Projekt?

Das Festival wird rein privat, ausschließlich über Spenden unserer Förderer und Gastgeber finanziert. Es ist eine bewusste Entscheidung auf öffentliche Gelder vollständig zu verzichten.

 

Wie gestalten Sie das Programm?

Das Programm entsteht in enger Absprache mit unseren Gastgebern und richtet sich auch wesentlich nach den Räumen, in denen die Veranstaltungen stattfinden. Wir haben im Musikbereich natürlich einen Pool von Bands und Musikern, mit denen wir zusammenarbeiten und die wir den Gastgebern vorstellen. Aber wir nehmen auch laufend neue Künstler dazu, wenn uns beispielsweise ein Gastgeber einen bestimmten Vorschlag macht, oder ein ganz spezifisches Interesse an einer Musikrichtung hat.

 

Austausch und Kennenlernen – sind dies die Pfeiler des Festivals?

Der Kontakt und Austausch mit den Musikern oder Autoren/ Vortragenden und den Menschen, die die Veranstaltung besuchen, ist das wichtigste Element des Salons.  Es ist ein sehr intimes nachhaltiges Erlebnis, das die eigenen Räume nie wieder verläßt.

Aber es gibt auch noch einen weiteren Aspekt, den jeder kennt, der ein Konzert besucht. Die Sehnsucht nach „analoger“ Erfahrung. Obwohl wir so viel Musik etc. wie noch nie vorher ständig greifbar haben, bleibt das konkrete Erlebnis eines Konzertes eine außerordentlich bewegende Erfahrung. Dies wird in unseren Salons durch die intime Nähe noch einmal entschieden potenziert.

 

Wie hat sich das Festival seit 2014 entwickelt?

„das salonfestival“ wurde 2014 in Köln gegründet mit dem Ziel die Idee bundesweit zu entwickeln. Bis Ende 2017 sind wir mit 500 Salons in 14 Städten.  Und es kommen ständig neue Städte, neue Gastgeber dazu. Zu Anfang lag der Schwerpunkt bei musikalischen und literarischen Salons, inzwischen machen wir sehr viele Wissenssalons, Gespräche mit Experten, die für alle Beteiligten extrem aufregend und anregend sind.

 

Finden auch Veranstaltungen in Privatwohnungen statt und wie ist es, in der Küche oder im Wohnzimmer, einer unbekannten Person zu sitzen?

Ja, natürlich. Das private Wohnzimmer ist der Ursprung des Salons. Es ist wundervoll einen Salon im Privathaus mitzuerleben. Man lernt nicht nur einen neuen Ort kennen, in der eigenen Stadt, man entdeckt ein ganzes Universum. Das Universum der Gastgeber, die anderen Gäste. Nach der Veranstaltung wird noch lange bei einem Glas Wein gesprochen und besprochen, was man erlebt hat. Das sind sehr intensive Abende, die lange in einem leben.

 

Was war bisher der außergewöhnlichste Ort, an dem eine Veranstaltung stattfand?

Ich denke, die Orte sind alle irgendwie einzigartig und außergewöhnlich. Aber um einen herauszugreifen: wir hatten letzten Monat ein Konzert in Hamburg auf einem Ponton auf der Elbe. Das war schon sehr besonders für alle Beteiligten.

 

Gibt es eine Anekdote, die Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Letztes Jahr waren zwei Absolventen der Karlsruher Musikhochschule im Festival in Karlsruhe. Im anschließenden Gespräch erfuhr ich, dass sie nach München umziehen, da der Geiger direkt eine Stelle bei den Münchner Philharmonikern bekommen hatte. In so einer Situation freut man sich natürlich besonders, dass man diese Künstler im Festival dabei haben durfte.

 

Was ist Ihr Lieblingsmoment während des Festivals?

Wenn das Licht ausgeht und das Konzert beginnt…

 

Gibt es einen Künstler, den Sie gerne einmal einladen würden?

Ja, natürlich. Viele! Aber ich muss dazu sagen, wir laden ja sehr viele ganz junge Künstler ein. Und die zu entdecken und ein Stück des Weges zu begleiten, das ist eigentlich das größte Vergnügen.

 

Was erwartet uns in Karlsruhe?

Uns erwarten neun wundervolle Orte und neun großartige ganz unterschiedliche musikalische Acts. Klassik, Jazz, Chanson, Worldmusic, Funk, Flamenco.

Zum Auftakt am 27.10. ist das wunderbare Pulsar Trio in der Villa Gellertstraße bei Haus & Grund zu Gast. Die Location ist eine echte Entdeckung in unserer Stadt. Oder am 5.11. spielen zwei brillante junge Gitarristen aus Paris, Antoine Boyer & Samuelito, in einem Privathaus in Durlach.

 

Was wünschen Sie Ihrem Festival?

Viel Aufmerksamkeit, interessierte Gäste und frohe Gastgeber!

 

Nun das wünschen wir Ihnen, Ihren Zuschauern und Künstlern ebenfalls. Auf ein gelungenes Festival! 

 

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Weitere Informationen zum Programm und den Veranstaltungsorten finden Sie auf der Festivalseite!

 

Foto: Claudia Ast

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